Der neue Ausblick ist grandios und in dem derzeitigen Chaos meine Meditation schlechthin. Dieser Bahnhof ist mein Aquarium, wo andere Leute stundenlang Fischen beim schwimmen zuschauen können, beruhigt mich der Blick aus dem Fenster jeden Tag mehrmals. Der Lärm der Züge, ich höre sogar die Durchsage am Gleis, oder der Busse stört mich auch kein bisschen. Dafür fahren kaum Autos und Menschen sind auch selten zu hören. Gerade die letzten Tage, wo ich noch am Mexikoplatz mit all seinem Trubel die Reste eingesammelt habe, habe ich den Unterschied überdeutlich erlebt. Dieser freie Blick, ich sehe auch den Donauturm, ist nach Jahren inmitten von Häuserschluchten sehr angenehm.
Der 2. sehr große Pluspunkt ist das überdimensionale Kellerabteil. Ich habe die Wohnung ja erst vor einer Woche das erste Mal gesehen und gleich gewusst, dass der Keller mich retten wird. Da die Wohnung sehr klein ist, werde ich selbst, wenn hier alles geordnet ist, viel Alltagskram im Keller haben. Da ist es hilfreich, dass dort außerordentlich viel Platz ist und dass es halbwegs trocken ist da unten.
Am 20.02. um 09:00 Uhr ist der Übersiedler gekommen. Zu 3. wurden erstmal die großen Teile eingeladen, schnell war klar, dass 2 Mal gefahren werden muss. Zum Glück habe ich eine Pauschale vereinbart. Der Vater der Kinder kann sich wieder einmal wenig bewegen, zum Glück war ein Freund zur Stelle, der beim Abbau der Möbel geholfen hat. Er hat auch die Kinder von Samstag bis Dienstag übernommen. Seine Tochter und Rebecca kennen sich aus dem Kindergarten. Der Mann meiner Tante hat mir dann die nächsten beiden Tage geholfen restlichen Kleinkram zu holen. Der Weg ist mit dem Auto in ca. 15 Minuten zu schaffen, auch ein großer Vorteil. Am Mittwoch war dann das Begräbnis, quasi Ruhetag und am Donnerstag habe ich die Schlüssel übergeben. Da ich nur Untermieter war müssen jetzt noch Einbaumöbel entfernt werden.
Körperlich war ich in diesen Tagen an meiner absoluten Belastungsgrenze. Mein rechtes Knie schmerzt mittlerweile auch in Ruhestellung, eigentlich gibt es keinen Körperteil, der nicht weh tut. Vor lauter Stress hat die Regelblutung nach 3 Tagen aufgehört. Psychisch bin ich ebenfalls am Limit. Tagelang hatte ich das Gefühl, dass ich diese Übersiedlung nicht schaffe. Die körperliche Anstrengung über mehrere Tage ohne Schlaf und Essen hat mich völlig ausgelaugt. Letzte Nacht habe ich das erste Mal nach Wochen 6 Stunden am Stück geschlafen. Eigentlich sitze ich da und kann immer noch nicht glauben, dass ich es geschafft habe!
Hier fehlt die Küche, derzeit bringen die Mikrowelle oder der Essensbote warmes Essen. Nächste Woche werde ich Unterschränke für den Herd und die Spüle holen, dann kann der Mann im Haus beginnen die Küche zu basteln. Der Kühlschrank wurde am Übersiedlungstag geliefert. Die Technik hatte er schnell im Griff, die Tochter hat schon den ersten distance learning Freitag hinter sich. Ich habe heute meine AMS Bewerbungen erledigt. Den Job habe ich nicht bekommen. Wenn ich bedenke, dass dort morgen mein erster Arbeitstag gewesen wäre, ist das auch gut so. Der Sohn hat als Volksschüler jeden Tag Schule und ist schon 3 Tage mit dem Bus den langen Weg gefahren. Es ist ok, die Station ist direkt vor dem Haus, aber der Weg ist jetzt sehr lang. Einmal ist er morgens eingeschlafen.
Es ist noch viel zu tun und bis wir hier alleine wohnen und die Tochter ihr eigenes Zimmer hat, wird es noch dauern. Vorerst bin ich froh, dass ich den Umzug überstanden habe. Und kann es andererseits auch nicht fassen, dass mir dieser Kraftakt gelungen ist.