Kinder update

img_0085Ein neues Jahr hat begonnen, diesmal haben beide Kinder zu Silvester bis 1:30 Uhr durchgehalten, ich bin nicht sicher, ob ich nicht vor ihnen geschlafen habe. Wir waren an der Donau und haben richtig schöne Feuerwerke gesehen.

Die Tochter wird nächste Woche ihr erstes Zeugnis mit Noten bekommen und ist schon sehr aufgeregt. Nachdem wir 2 Jahre mit Smileys gearbeitet haben, sind wir Alle schon gespannt, was uns erwartet. Wobei der Elternsprechtag keine große Überraschung ankündigt, Mathe und Deutsch zwischen 1 und 2, Mitarbeit super, beim Schwimmen in der 1. Gruppe, wollen wir hoffen das bleibt so. Immerhin haben wir schon Gymnasium geschaut und sie will da unbedingt hin. Ansonsten hat sie derzeit eine schwierige Phase, von 4 Abenden die Woche, waren 2 unglaublich schwierig. Zickenkrieg wegen Zähne putzen, und ich dachte das hatten wir vor 5 Jahren schon ausdiskutiert. Streß wegen Kleidung bei -7°, was macht das Kind mit 13, wenn sie alle Phasen jetzt schon erlebt?

Unglaublich, dass der Sohn auch schon das 1. Semester der 2. Klasse fast fertig hat. Wir haben ja im November die Asperger Diagnose erhalten und nachdem die Psychologin mit ihm gesprochen hat, hat er es erst nicht geglaubt. Mittlerweile ist es bei ihm angekommen. Wir hatten KEL Gespräch und ich konnte erkennen, dass auch die Lehrer jetzt besser mit ihm zu Recht kommen. Er hat Defizite, aber sie arbeiten daran. Er könnte sehr viel mehr, wenn ihn der Schulalltag nicht so anstrengen würde. Aber er ist in der Klassengemeinschaft angekommen, hat Freunde auch in der Parallelklasse und das ist fein, denn Asperger Kinder können schwer Freunde finden. Neulich Nacht ist er zu mir gekommen, hellwach, und ich habe ihn gefragt, warum er da ist. Weil er aufgewacht ist. Warum er aufgewacht ist, habe ich ihn gefragt und befürchtet, dass er einen Alptraum hatte. Aber er hatte eine viel einfachere Erklärung: mein Traum war zu Ende!

Die Diagnose

Gestern um 14 Uhr hatte ich das Diagnose Gespräch im Autismus Zentrum Wien. Es dauerte 1,5 Stunden und irgendwie schwirrt mir seitdem der Kopf. Mein Sohn ist autistisch, es wurde das Asperger Syndrom diagnostiziert.

Autismus-Spektrum-Störung und Asperger Syndrom steht auf dem Befund, diese Diagnose wird meinen Sohn, da genetisch bedingt und nicht heilbar, nun für den Rest seines Lebens begleiten.

Die Psychologin hat sich große Mühe gegeben mir die Zusammenhänge zu erklären, weil ich es (immer noch) kaum glauben konnte. Sie sagt, dass es schwierig zu diagnostizieren war, weil Raphael im Einzelgespräch, noch dazu mit einem Erwachsenen, seine Defizite so gut verbirgt, dass es fast unauffällig ist. Augenschein ist hauptsächlich die gewählte Sprache, das unglaubliche Allgemeinwissen und dass er sehr viel redet. Erst im Gespräch mit den Lehrern sind dann typische Verhaltensmuster zu erkennen gewesen. Die zeigen sich aber zuhause nicht, daher war/ist das für mich nicht erkennbar.

Er wird nun in der Schule eine Assistenz bekommen und Ergotherapie. Ende November sind wir noch einmal im Autismus Zentrum, dann erklärt ihm die Psychologin was Sache ist.

Als ich vor 30 Jahren, blutjung, diesen ganz speziellen Film gesehen habe, hätte ich nicht gedacht, dass Autismus einmal eine Rolle spielen würde in meinem Leben!

Verständnis

Ich habe heute meinen Kollegen geschrieben, dass ich in nächster Zeit einige Termine haben werde, tagsüber, weil ich froh bin endlich dran zu kommen habe ich genommen, was angeboten wurde. Auch für mich persönlich wird es Termine geben und auf Vormittagstermine muss ich nur 6-8 Wochen warten, ich habe alles mit unserer Chefin besprochen und hoffe auf ihre Unterstützung.

Wir sind ein kleines Team, kennen uns tlw. seit ewigen Zeiten und sind daher natürlich gegenseitig informiert über persönliches. Unser Chef liegt seit 7 Jahren im Wachkoma, heuer zur Babyparty meiner jungen Kollegin haben wir ihn alle mal wieder gesehen. Auch das schweißt uns zusammen. Wir waren alle auf der Hochzeit unserer jungen Mama, wir waren auf Betriebsausflug in Barcelona. Wir versuchen den Stress im Job durch Scherze zu lockern, wir werden irgendwie gemeinsam immer älter und lästern über anstrengende Kunden und böse Mieter. Wir sind ein gutes Team und es ist ein spannender Job und bei all den Veränderungen in meinem Leben in den letzten 15 Jahren, war dieser Job die Konstante. Ja und mit dem Geld erhalte ich die ganze Familie.

Jedenfalls hat mein Kollege sofort zurück geschrieben:

Am Ende wird alles gut und wenn nicht, ist es nicht das Ende

Keine Ahnung von wem das ist, aber ich finde den Spruch wirklich gut.

Es geht los

Der morgendliche Ausblick vom Büro, in 30 Minuten kommt unser prominentester Kunde, es gibt langwierige Probleme in einem Lokal, der Manager hat um einen persönlichen Termin mit dem Vermieter gebeten. Ich habe den Vermieter selbst erst 1 Mal persönlich getroffen (sonst nur im TV gesehen oder Interviews gelesen) als wir den Auftrag letztes Jahr bekommen haben. Damals war ich schon beeindruckt aber sein heutiges Auftreten, seine Souveränität, bestimmt und trotzdem immer höflich, dem Mann könnte ich stundenlang zuhören. Später holt er ein Merkblatt an das er sich erinnern konnte, mit 2 Handgriffen aus unseren Ordnern, Ja was soll man dazu noch sagen.

Nach 2 Stunden zurück am Arbeitsplatz und beim Handy, 1 Anruf in Abwesenheit, die Nummer kenne ich nicht, ich rufe zurück, es meldet sich Niemand. Auf der Mobilbox eine Nachricht vom Autismus Zentrum Wien!

Ich warte 6 Monate und 2 Wochen auf einen Termin dort und die rufen genau an, wenn ich einmal das Handy nicht bei der Hand habe???

Mittlerweile habe ich 4 Termine, beginnend am 17.10., 2x ohne Kind, 2x mit Kind und Ende Oktober sollten wir eine Diagnose haben! Man glaubt es kaum.

Mein persönlicher Termin ging schneller, am Freitag E-Mail geschrieben, am Montag Anruf erhalten, ich werde am 01.10. ein telefonisches Erstgespräch haben und wenn ich nicht gerade Nachmittags- oder Abendtermine brauche (Wartezeit 3 Monate), warte ich nur ein paar Wochen. Eilig darf man es beim Psychologen nicht haben! Dabei ist der Schritt dort anzurufen nicht gerade leicht,…

Gespräch

Über eine Stunde dauerte das Gespräch zwischen der Beratungslehrerin/Schulpsychologin und mir im Beisein der Lehrerin. Die Arme, blutjung, hat das erste Mal eine eigene Klasse, ist in Raphaels I-Klasse die Sonderpädagogin und extrem bemüht. Aber je mehr ich erzählt habe, umso mehr ist sie im Sessel versunken. Komischerweise ging es in dem Gespräch sehr viel um mich bzw. eben die Situation zuhause. Die Psychologin, die meinen Sohn letztes Jahr ein paar Mal bei sich hatte und ein Asperger Syndrom vermutet, hat gesagt, dass Raphael außergewöhnlich begabt ist, er hat mehrere Begabungen (der IQ, den sie vermutet hat mich ziemlich schockiert) und sie ist schon sehr neugierig auf das Ergebnis der Entwicklungsdiagnostik. Es ist völlig normal bei solchen Kindern, dass sie motorische oder andere Defizite haben. Raphael kann die Autorität seiner Lehrerinnen nicht akzeptieren, er macht nicht was sie sagen (zumindest nicht ohne Protest) und argumentiert dabei wie ein Erwachsener. Sein soziales Verhalten ist nicht angepasst und dann hat er einen Vater zuhause, der ohne Regeln und Grenzen lebt. Eine ungünstige Konstellation. Mich sollte er auch nicht als Vorbild nehmen: ich arbeite 40 Stunden/Woche, ernähre die ganze Familie damit so recht und schlecht, geh einkaufen, mach den Haushalt und kümmere mich um die Kids. Sehr einseitig dieses „Zusammenleben“ und ob die Kinder wirklich verstehen was Eltern WG heißt ist fraglich. Auch für meine Tochter ist das nicht günstig zu sehen, dass der Mann im Haus eigentlich nur macht, was er will, wann er will.

Es wird also Zeit für Veränderung mit aller Konsequenz, der Weg dahin wird schwer und ich habe mich entschieden mir Hilfe zu holen. Also erstmal für mich, dass ich weiterhin stark sein kann, für mich und meine Kinder.